In diesem Ausblick skizzieren wir zunächst die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Emerging-Market-Anleihen im neuen Jahr. Dazu zählen eine mildere US Federal Reserve (Fed), ein besserer Währungsumfeld und die schwache Weltkonjunktur. Auf seiner Dezembersitzung signalisierte der Offenmarktausschuss das Ende der Zinserhöhungen und setzte damit eine Diskussion über mögliche Zinssenkungen in Gang. Wenn die Inflation weiter fällt, ist eine expansivere Geldpolitik der Fed für Emerging-Market-Anleihen zweifellos gut. Dabei darf man aber nicht übersehen, dass die amerikanischen Leitzinsen wohl noch immer deutlich über ihrem Niveau von 2021 liegen werden, als sie fast null betrugen. Sollte die Inflation hingegen wieder anziehen oder sich als überraschend hartnäckig erweisen, halten wir eine Rückkehr zu „Higher for Longer“ in den USA für denkbar.
Bislang sind die USA einer klassischen Rezession entgangen, weil die einzelnen Sektoren zu unterschiedlichen Zeiten schwächelten. Dennoch dürfte das Wachstum wegen der Spätfolgen der strafferen Finanzbedingungen und der niedrigeren Staatsausgaben im neuen Jahr weiter nachlassen. Schon jetzt kühlt sich der Arbeitsmarkt ab, und auch manche Indikatoren für Verbraucherkredite normalisieren sich.
Traditionell sind die Emerging Markets eng mit der US-Konjunktur korreliert, wie die folgende Abbildung zeigt. Es macht also einen großen Unterschied, ob den USA eine weiche Landung gelingt oder nicht. Wegen der – weniger schlimmen – „gestaffelten“ US-Rezession im Jahr 2023 könnte eine klassische Rezession auch 2024 vermieden werden.