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Schreiben Sie die Globalisierung noch nicht ab
Talha Khan
Politischer Volkswirt
David Polak
Investmentdirektor
IM ÜBERBLICK
  • Trotz massiver Probleme rechnen wir noch nicht mit dem Ende der Globalisierung.
  • Auch wenn nicht alles beim Alten bleibt, erzielen viele Unternehmen abseits ihrer Heimatmärkte hohe Umsätze und Gewinne.
  • Wir werden wohl erst in einigen Jahren wissen, was die neue Phase der Globalisierung für Anleger bedeutet. Umso wichtiger ist es, langfristig zu investieren.

Geht die Globalisierung zu Ende oder sind die Unkenrufe übertrieben?


Khan: Globalisierung bedeutet, dass sich die Volkswirtschaften stärker vernetzen – durch mehr Außenhandel, größere Kapitalströme, Informationsaustausch und Migration. Schon immer gab es Rückschläge, aber letztlich ist die Globalisierung immer weitergegangen.


Die industrielle Revolution, schnellerer Warentransport und zuletzt die Internetrevolution haben die Globalisierung vorangebracht. Der Güter- und Ideenaustausch wird immer schneller und billiger. Das führte zu Effizienzgewinnen und mehr Wirtschaftswachstum.


Kriege und Konflikte sind für die Globalisierung naturgemäß schlecht, vor allem, wenn die Weltwirtschaft darunter leidet und es zu Lieferengpässen kommt. Die neue Weltordnung nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Globalisierung wesentlich gefördert. Eine wichtige Rolle spielte dabei der Wiederaufbau.


Es folgte die europäische Integration, beginnend mit der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl in den 1950ern, aus der schließlich die Europäische Union wurde. Das war ein weiterer, ganz wichtiger Integrationsschritt Nach dem Fall der Berliner Mauer kann man schon fast von einer Hyperglobalisierung sprechen. Russland und die anderen Ostblockländer waren nicht mehr durch den Eisernen Vorhang abgeschottet. China und andere Emerging Markets nahmen jetzt am internationalen Warenaustausch teil Es begann eine Zeit des Friedens und der Stabilität.


Doch auf die Hyperglobalisierung folgte die internationale Finanzkrise, und seitdem befindet sich die Globalisierung in der Defensive. Man sieht das etwa am Außenhandel, dem Welt-BIP und den Kapitalströmen. All das ist noch immer nicht wieder so hoch wie 2007. Auch haben nach der internationalen Finanzkrise in vielen Ländern Populisten und Nationalisten Oberwasser bekommen, was der Globalisierung weiter schadete Zu allem Überfluss folgte dann die Corona-Pandemie und jetzt auch noch der Krieg in der Ukraine. Die Bereitschaft wächst, internationale Wirtschaftsbeziehungen zugunsten der nationalen Sicherheit zu opfern.


Die Globalisierung befindet sich in der Krise, aber sie ist noch nicht am Ende. Eher dürfte die Globalisierung in eine neue Phase eintreten Durch Corona und den Krieg steht die Stabilität der Lieferketten stärker im Blickpunkt. Lokalisierung und Regionalisierung werden wichtiger, weil man unabhängiger von einem einzelnen Land oder einer Region werden will.


Andererseits hat gerade die Reaktion auf Corona, vor allem die Impfstoffentwicklung, deutlich gezeigt, wozu die Globalisierung imstande ist. In einem enormen Tempo entwickelten Wissenschaftler in verschiedenen Ländern gemeinsam Impfstoffe. Ohne weltweiten Ideen- und Ergebnisaustausch wäre das nicht möglich gewesen.



Talha Khan ist politischer Volkswirt bei der Capital Group, verantwortlich für den Euroraum und allgemeine weltpolitische Fragen. Er hat zwölf Jahre Investmenterfahrung ausschließlich bei Capital. Er hat einen Master in Internationaler Volkswirtschaftslehre von der London School of Economics and Political Science (LSE) und einen Bachelor in Volkswirtschaft und Politik vom Macalester College in St. Paul, Minnesota. Khan arbeitet in London.

David Polak leitet das Anlagespezialisten-Team im Bereich Global Equity Services der Capital Group. Er verfügt über 35 Jahre Erfahrung in der Branche und besitzt einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften vom University College London.


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