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Federal Reserve
Die Fed wird aktiv: Anleiheninvestoren müssen flexibel sein
Pramod Atluri
Portfoliomanager
IM ÜBERBLICK
  • Die Fed dürfte weiter versuchen, die hohe Inflation einzudämmen – auch wenn das der Konjunktur schadet.   
  • Trotz des unsicheren Konjunkturausblicks verbessern sich die Fundamentaldaten amerikanischer Credits weiter. 
  • Wir haben Unternehmensanleihen mit hoher Kreditqualität hinzugekauft, weil die Bewertungen zurückgegangen sind, bleiben aber weiter vorsichtig und warten ab. 

Der russische Einmarsch in die Ukraine hat den ohnehin hohen Inflationsdruck weiter verstärkt. Vor allem Energie und viele landwirtschaftliche Rohstoffe sind teurer geworden. Mittlerweile erfasst der Preisauftrieb aber auch andere Sektoren. 


Aufgrund der Sanktionen gegen Russland dürften auch die Lieferengpässe wieder zunehmen, die schon letztes Jahr für eine hohe Teuerung gesorgt haben. Und das ist nicht alles: Während die Welt gebannt auf den schrecklichen Krieg in der Ukraine schaut, bremsen neue COVID-19-Ausbrüche in vielen Städten in China die Konjunktur – und verursachen ebenfalls Lieferstörungen. Hinzu kommt der noch immer starke Hauspreisanstieg. Kaum jemand wird ernsthaft bezweifeln, dass die Geldpolitik jetzt handeln muss.


Bemerkenswert ist das Tempo des Inflationsanstiegs: Im Februar 2021 betrug die Teuerung in den USA nur 1,7% z.Vj., um dann bis zum Juni auf 5,4% zu steigen. Da die Inflation hartnäckig über ihrem Zielwert lag und die Arbeitslosigkeit weiter fiel, blies die Fed zur Kehrtwende. Jetzt hatte nicht mehr die Stabilisierung der Konjunktur Priorität, sondern der Kampf gegen steigende Preise. Aber lange war unklar, wie entschlossen die Notenbank handeln würde. 


Doch das hat sich jetzt geändert. Wir alle wissen, dass die Fed auf ihrer Offenmarktausschusssitzung  am 16. März, als die Inflation auf ein 40-Jahres-Hoch von 7,9% z.Vj. gestiegen war, den Leitzins um 25 Basispunkte anhob. Mit seinen anschließenden recht scharfen Äußerungen lies Notenbankchef Jerome Powell keinen Zweifel daran, dass man alles tun wird, um den Preisauftrieb einzudämmen. Nach den aktuellen Projektionen der Fed könnte der Leitzins nächstes Jahr auch über den langfristigen neutralen Wert von 2,4% steigen. Der neutrale Satz ist eine theoretische Federal Funds Rate, bei der die Geldpolitik weder expansiv noch restriktiv ist.


Powell schien sich recht sicher zu sein, dass die US-Wirtschaft eine restriktivere Geldpolitik nicht nur verkraften, sondern sogar davon profitieren kann. Offensichtlich machen ihm die möglichen Auswirkungen strafferer Finanzbedingungen auf das Wachstum keine Sorgen. Wenn ein größerer Konjunkturschock ausbleibt, dürfte die Fed die Geldpolitik dieses Jahr weiter straffen. An den Märkten rechnet man bis Ende 2022 mit etwa acht weiteren Zinsschritten um jeweils 25 Basispunkte, verteilt auf sechs Offenmarktausschusssitzungen. Mindestens zweimal würden die Zinsen also um jeweils 50 Basispunkte erhöht. Wenn die Inflation in nächster Zeit nicht wieder unter die extrem hohen 7,9% fällt oder gar weiter steigt, kann die Fed die Zinsen auch noch häufiger anheben.1


Für den Inflationsanstieg sind mehrere Komponenten verantwortlich 

Inflation chart

Stand der Daten 10. März 2022. Quelle: US Bureau of Labour statistics 

Weil das Wachstum nach dem Auslaufen der Konjunkturprogramme 2020 und dem Aufschwung bereits wieder nachlässt, dürften die restriktivere Geldpolitik und die strafferen Finanzbedingungen die Konjunkturerwartungen weiter dämpfen. Der Konjunkturzyklus nach Corona war besonders schnell, von der Rezession über den Aufschwung bis zur Expansionsphase dauerte es weniger als zwölf Monate. Ob der nächste Abschwung in einer milden oder stärkeren Rezession mündet, hängt davon ab, wie schnell die Fed ihre Geldpolitik strafft.


In den letzten sechs Monaten sind die bis dahin extrem hohen Bewertungen vieler Anleihenmarktsegmente gefallen. Noch immer erscheinen Anleihen aber etwas zu teuer – wegen der höheren impliziten Marktvolatilität und der entschlossenen Preisstabilitätspolitik der Fed. Sollten die Kurse auf die Unsicherheit reagieren, werden wir bei vorübergehender Volatilität risikoreichere Positionen zu attraktiveren Kursen aufstocken.


 


1 Stand 23. März 2022


 


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Pramod Atluri ist ein Portfoliomanager für festverzinsliche Wertpapiere mit 22 Jahren Branchenerfahrung. Er verfügt über einen MBA der Harvard Business School und einen Bachelor-Abschluss in biologischer Chemie von der University of Chicago, wo er auch die Voraussetzungen für die Bachelor-Abschlüsse in Wirtschaft und Chemie erfüllte. Er ist CFA-Charterholder.

 


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