Capital IdeasTM

Investmentresearch von der Capital Group

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Marktvolatilität
Inflation im Blickpunkt
Flavio Carpenzano
Investmentdirektor
Andy Budden
Investmentdirektor

Der Krieg in der Ukraine löste einen Rohstoffpreisschock ähnlich dem der frühen Siebziger aus – und zerstörte die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Inflation. Angesichts des stärksten Preisauftriebs seit Jahrzehnten analysieren wir weltweit die Inflationstreiber und zeigen, wie die Notenbanken die Teuerung wieder auf ihren Zielwert zurückführen können.


Um die Preisentwicklung besser prognostizieren zu können, hilft ein Blick auf frühere Inflationsepisoden und ihre Auswirkungen auf Finanzanlagen.


Grundsätzlich kann Inflation vier Ursachen haben, die sich bisweilen überschneiden (vgl. Tabelle):


  • Übermäßiges Geldmengenwachstum: Zu viel Geld bei zu wenigen Gütern – wenn die Geldmenge wächst, vergeben die Banken mehr Kredite, sodass die Nachfrage stärker steigt.
  • Hohe Kapazitätsauslastung: Bei einem Auslastungsgrad von dauerhaft mehr als 80% ist die US-Inflation bislang gestiegen, bei weniger als 80% ist sie gefallen.
  • Preisschocks: Steigende Preise für Energie und andere Produktionsfaktoren, Lieferengpässe und Währungsabwertungen können zu Kostendruckinflation führen.
  • Inflationserwartungen: Wenn mit dauerhaftem Preisauftrieb gerechnet wird, werden höhere Löhne gefordert. Auch in langfristigen Verträgen wird die Teuerung berücksichtig.


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Quelle: Capital Group

Weil Inflationsursachen und Marktumfeld nicht immer gleich sind, lässt sich die Inflation nur schwer prognostizieren. Wir haben es mit einem komplexen Phänomen zu tun. Die Ursachen unterscheiden sich nicht nur von Inflationsepisode zu Inflationsepisode, sondern ändern sich auch innerhalb der einzelnen Phasen.


Was lehrt uns die Geschichte?


US-Verbraucherpreisindex

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Stand der Daten 30. April 2022. Quelle: Bloomberg

Eine kurze Geschichte der Inflation in den USA


1966-1970 In den frühen und mittleren 1960er-Jahren stiegen die Staatsausgaben, und die Geldmenge wuchs immer schneller. Die Banken vergaben daher sehr viele Kredite. Fünf Jahre lang wuchsen Verbrauchernachfrage und Unternehmensinvestitionen um mehr als 6% p.a., sodass der Auslastungsgrad der Wirtschaft schließlich mehr als 90% betrug.


1973-1975 In der ersten Ölkrise, 1973/1974, stiegen die Ölpreise um 184%. Die Gewinnmargen der Unternehmen reichten nicht aus, um das abzufangen. Die höheren Kosten wurden daher an die Kunden weitergegeben. Weil die Gewerkschaften damals sehr stark waren, stiegen die Löhne rasch. Die Inflationserwartungen nahmen daher ebenfalls zu.


1978-1980 Die Entwicklung war ähnlich wie 1973 bis 1975, wobei sich der Ölpreis 1980 fast vervierfacht hat.


1987-1991 Jetzt sorgten ein höherer Auslastungsgrad der Wirtschaft und ein schwächerer US-Dollar für Inflationsdruck. Später kam noch der Ölpreisanstieg während des ersten Golfkriegs hinzu.


1999-2001 Der Auslastungsgrad der Wirtschaft war hoch; die Arbeitslosenquote lag unter 4%. Der Ölpreis hat sich fast verdreifacht.


2004-06 Die Geldpolitik war sehr expansiv, der Auslastungsgrad stieg, die Ölpreise haben sich fast vervierfacht, und der US-Dollar gab nach.


2010-12 Die Rohstoffpreise stiegen, und der US-Dollar gab nach.


Seit 2021 Die expansive Fiskalpolitik während der Pandemie ließ die Nachfrage deutlich steigen, während die Corona-Lockdowns weiterhin Lieferengpässe verursachten Hinzu kam der Rohstoffpreisanstieg nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine. Beide Länder sind wichtige Lebensmittelexporteure; zusammen entfallen auf sie etwa 30% der weltweiten Weizenexporte.1 Russland ist darüber hinaus ein wichtiger Lieferant von Nickel, Palladium und Titan.


1. Stand 8. April 2022. Quelle: Vereinte Nationen 



Flavio Carpenzano ist Investmentdirektor Anleihen bei Capital Group. Er hat 17 Jahre Investmenterfahrung und ist seit einem Jahr bei der Capital Group. Er besitzt einen Master-Abschluss in Finanz- und Wirtschaftswissenschaften von der Università Bocconi. Flavio arbeitet in London. 

Andy Budden hat 28 Jahre Investmenterfahrung und ist seit 17 Jahren bei der Capital Group. Zunächst arbeitete er als Investmentexperte. Bevor er zu uns kam, war er bei Watson Wyatt Investment Consulting. Er hat sowohl einen Master als auch einen Bachelor in Ingenieurwissenschaften von der Universität Cambridge. Außerdem ist er assoziiertes Mitglied des Institute and Faculty of Actuaries. Budden arbeitet in Singapur.


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