Nachdem die Anleihenrenditen im 4. Quartal 2023 weltweit deutlich zurückgegangen waren, sind sie in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres wieder gestiegen. Angesichts des stabileren Arbeitsmarktes, der weiterhin guten Fertigungsdaten und der nachlassenden Deflation sind Zeitpunkt und Umfang von Zinssenkungen in diesem Jahr unsicher geworden. Fest steht aber, dass die Geldpolitik weltweit lockerer werden wird, und davon dürften Papiere mit längerer Laufzeit profitieren.
Nach den Konsenserwartungen wird der US-Wirtschaft eine weiche Landung gelingen. Dafür sprechen der Inflationsrückgang sowie die Stabilität von Wachstum und Arbeitsmärkten. Hinzu kommt, dass die Konjunktur auch in Ländern und Regionen außerhalb der US anziehen könnte, weil sich das verarbeitende Gewerbe erholt. Mittlerweile rechnet mit einer ersten Zinssenkung im Juni. Zudem werden weniger Zinsschritte erwartet als noch am Anfang des Jahres. Zurzeit spiegeln die Finanzmärkte Senkungen um insgesamt etwa 70 und 90 Basispunkte in den USA/Großbritannien und Europa bis Ende 2024 wider. Die Erwartungen haben sich also stark verändert. Während Europa ursprünglich als die Region mit der schwächsten geldpolitischen Lockerung galt, geht man jetzt davon aus, dass die Zinsen hier am stärksten gesenkt werden. Interessant ist auch, dass Japan seine Leitzinsen erwartungsgemäß im März angehoben hat. Erstmals seit 17 Jahren liegen sie jetzt wieder über null. Auch die Zinsstrukturkurvensteuerung wurde beendet.
Aus unserer Sicht unterschätzen die Marktteilnehmer die Risiken zweier möglicher Szenarien: eine harte Landung der Wirtschaft und ein längerer Zeitraum mit vergleichsweise hoher Inflation. Die verzögerten Auswirkungen der höheren Zinsen können noch immer zu einer harten Landung führen, und eine dauerhaft hohe Teuerung könnte die Zentralbanken in ihrer Flexibilität beschränken.
Am meisten überzeugt sind wir davon, dass die Zinsstrukturkurve steiler wird, und haben uns entsprechend positioniert. Wir gehen davon aus, mit dieser Strategie Erträge zu erzielen und dürften auf diese Weise zudem das Risiko mindern, alles auf eine harte oder eine weiche Landung zu setzen. Umgesetzt haben wir diese Strategie vor allem mit US-Anleihen, die bei einer weniger guten Konjunktur besser abschneiden dürften als europäische oder britische. Weil man sich bei den derzeitigen Bewertungen kaum Fehler leisten kann, entspricht die Portfolioduration weitgehend der Duration der Benchmark. Außerdem besteht eine strategische Untergewichtung japanischer Anleihen. Es ist noch schwer abzuschätzen, wie die Märkte auf die wieder straffere Geldpolitik in Japan reagieren, zumal früher oder später weitere Anpassungen zu erwarten sind.