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Der ungewisse Pfad zur Normalität
Mike Gitlin
President und CEO

Mehr Inflation, weniger Wachstum


Die Weltwirtschaft dürfte schwächer wachsen, die Weltlage unsicherer werden, die Geldpolitik straffer. Hinzu kommt der Abschwung in China. Viel spricht dafür, dass die Inflation aufgrund von Lieferengpässen und deutlich teureren Rohstoffen noch länger hoch bleibt. All das könnte die Weltwirtschaft in die Stagflation treiben Langfristig, also auf Sicht von mindestens zehn Jahren, könnten sich disinflationäre Kräfte wie steigende Verschuldung, technischer Fortschritt und Alterung der Bevölkerung aber wieder durchsetzen. Die Lieferketten könnten wieder besser funktionieren, die Inflation könnte nachlassen.


Erwartetes Wirtschaftswachstum in % p.a.

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Nur zur Illustration
Stand der Daten 9. Mai 2022. Quelle: Bloomberg-Konsensschätzungen

Auch China ist gegen diese weltweiten Entwicklungen nicht immun. Auch hier lässt das Wachstum nach, während die Regulierungen verschärft werden. Präsident Xi Jinping hat als neues Ziel den „Wohlstand für alle“ ausgerufen. Er möchte nicht nur Wachstum, sondern auch Nachhaltigkeit und sozialen Zusammenhalt. Dies steht in deutlichem Gegensatz zur Politik seines Vorgängers, der auf Wachstum um jeden Preis gesetzt hat. Dieser Kurswechsel dürfte die Konjunktur kurzfristig weiter dämpfen. Wegen Chinas Bedeutung für die Weltwirtschaft ist das ein großes Risiko für die internationalen Finanzmärkte: Wichtigen Risikoindikatoren zufolge könnte Chinas Wirtschaft sogar schwächer wachsen als zurzeit erwartet. Wie die folgenden Abbildungen zeigen, haben der chinesische Immobilienmarkt und die Kreditvergabe – zwei Faktoren, die die Wirtschaft in den letzten zehn Jahren stark gestützt haben – deutlich nachgelassen. Chinas Null-COVID-Politik und die immer neuen Lockdowns dürften die Konjunktur massiv dämpfen. Die Folgen könnte man noch lange spüren.


Chinas Immobilienmarkt lässt nach

Hausverkäufe in % z.Vj., 3-Monats-Durchschnitt (%)

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Nur zur Illustration. 
Stand der Daten Februar 2022 Quelle: Berechnungen von Capital Strategy Research 

Chinas Kreditvergabe wächst schwächer

Kreditmengenwachstum in % z.Vj. und 12-Monats-Prognose

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Der Weg zur Normalisierung


Die Leitzinsen steigen, ausgelöst durch die höhere Inflation An den Märkten erwartet man zum Jahresende eine Federal Funds Rate von etwa 2,8% und einen Zinsanstieg bis auf etwa 3,0% bis Ende 2023.1. Fed-Chairman Jerome Powell hält eine weiche Landung für möglich. Schon 1994 war Alan Greenspan eine "weiche Landung" gelungen, obwohl er den Leitzins von 3% auf 6% anhob. Die Inflation wurde eingedämmt, die Wirtschaft wuchs weiter stark Grundsätzlich ist das auch jetzt möglich, doch ist eine Rezession 2023 keineswegs auszuschließen und die Wahrscheinlichkeit nimmt weiter zu Trotz starker Kursverluste hält die Fed an ihrer Normalisierungspolitik fest. Die fallenden Börsen sind für sie kein Problem.


Außerhalb der USA hat die Europäische Zentralbank (EZB) gerade erst mit der Normalisierung begonnen, etwa sechs bis zwölf Monate nach der Fed und der Bank of England Es ist unklar, ob die EZB ihren Leitzins in den nächsten zwei Jahren wirklich auf die vom Markt erwarteten 1,5% anheben kann Für Großbritannien werden jetzt Leitzinsen von 2,4% Ende 2023 erwartet, was in den nächsten 18 Monaten erreichbar scheint.1. Unterdessen dürfte die Bank of Japan an ihrer extrem expansiven Geldpolitik festhalten, da sich die Inflation in Japan im Gegensatz zu anderen großen Industrieländern noch immer in Grenzen hält Die unterschiedliche Geldpolitik hat den Yen abwerten lassen, der doch lange als sicherer Hafen galt.


1 Stand 18. Mai 2022. Quellen: CCapital Group, Bloomberg, Federal Reserve, Morgan Stanley.



Mike Gitlin wird am 24. Oktober 2023 President und Chief Executive Officer der Capital Group sowie Vorsitzender des Verwaltungsausschusses. Mike Gitlin startete bei Capital im Jahr 2015 als Head of Fixed Income. Er hat 29 Jahre Investmenterfahrung. Er hat einen Bachelor-Abschluss der Colgate University.


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