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Marktvolatilität
Höheres Inflationsrisiko für die US-Wirtschaft
Darrell Spence
Volkswirt

Russlands militärischer Angriff der Ukraine ist der erste Krieg auf europäischem Boden seit Generationen. Millionen von Menschen sind betroffen, und eine enorme humanitäre Krise steht bevor, weil viele gefährdete Ukrainer Schutz suchen oder ihre Heimat verlassen. Die Verschärfung und Ausbreitung des Konflikts ist bestürzend und sorgt für großes Leid der Menschen.


In diesem Artikel geht es um die möglichen Folgen des Konflikts für Märkte und Konjunktur.


Zwar ist die Belastung in Europa erheblich größer, aber der Ukrainekonflikt wird vermutlich auch an der US-Wirtschaft nicht spurlos vorübergehen. Schon vor der Invasion Russlands in die Ukraine waren steigende Energiepreise ein Problem. Jetzt steigen sie weiter, weil internationale Gemeinschaft über eine Welt ohne die enormen Öl- und Gaslieferungen nachdenkt.


Dadurch könnte die ohnehin schon sehr hohe Inflation in den USA weiter steigen. Steigende Preise für Nahrungsmittel, Energie oder andere Güter und Dienstleistungen belasten die Kaufkraft der US-Verbraucher. Dies kann zu einem Rückgang der Konsumausgaben führen, die etwa 70% Anteil am US-BIP haben.


Könnten die USA dadurch in die Rezession fallen? Ich schätze die Wahrscheinlichkeit, dass dies Ende 2022 oder Anfang 2023 geschieht auf 25% bis 30%. In Europa ist eine Rezession natürlich wahrscheinlicher – wegen der geografischen Nähe zu dem Konflikt und der Abhängigkeit vom Handel mit Russland, vor allem im Energiesektor. Europa ist anfälliger als die USA, aber beide Volkswirtschaften können zusammenbrechen, wenn der Konflikt nicht bald gelöst wird.


Noch diesen Monat will die Fed die Zinsen anheben. Einige Marktteilnehmer fragen sich, ob die Ukrainekrise den US-Geldpolitikern möglicherweise einen Grund liefert, die Zinsen nahe null zu halten. Ich gehe nicht davon aus.


Die Fed ist in einer schwierigen Lage. Angesichts einer mit 7,5% im Januar so hohen US-Inflation wie seit 40 Jahren nicht mehr und einem kriegsbedingten Energieschock, der sie möglicherweise noch weiter steigen lässt, hat die Fed aus meiner Sicht keine andere Wahl als auf ihrer Sitzung am 15./16. März die Zinsen zu erhöhen. In einer idealen Welt könnte sie darauf verzichten, aber bei einer dermaßen Inflation haben sie diesen Luxus nicht. Dennoch könnte eine Erhöhung 50 Basispunkte durch den Konflikt vom Tisch sein. Wahrscheinlicher ist eine leichte Erhöhung um 25 Basispunkte.


Die Vertreter der Fed haben ihrem Plan, die Geldpolitik zu straffen klar Ausdruck gegeben. Investoren sollten davon ausgehen, dass dies auch tun werden.



Darrell Spence ist Volkswirt bei der Capital Group. Er verfügt über 29 Jahre Erfahrung in der Investmentbranche, die er alle bei der Capital Group verbrachte. Er hat einen BA (Honors) in Volkswirtschaft vom Occidental College und cum laude abgeschlossen. Außerdem ist er Chartered Financial Analyst® sowie Mitglied der National Association for Business Economics. Darrell arbeitet in Los Angeles.


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