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Anleihen
Steigende Zinsen lassen auf den Anleihemärkten allmählich wieder Normalität einkehren
Mike Gitlin
President und CEO

Die steigende Inflation und die Abkühlung des globalen Wachstums sind zwei beherrschende Themen, die das derzeitige Marktumfeld belasten. Angesichts der zunehmenden geopolitischen Unsicherheit, der restriktiven Geldpolitik, der Lieferkettenprobleme und der höheren Rohstoffpreise könnte sich eine weltweite Stagflation abzeichnen.


Sich auf dem Weg zur Normalität zurechtzufinden, war noch nie so schwierig wie heute. Mit einer langfristigen Perspektive wird jedoch verständlicher, welchen starken Normalisierungseffekt disinflationäre Kräfte wie steigende Verschuldung, technologischer Fortschritt und demografische Alterung haben könnten. Ein klares Verständnis dieser Faktoren kann Investoren helfen, sich besser zurechtzufinden.


In Zeiten hoher Inflation und steigender Zinssätze scheint eine Anlage in Rentenwerte möglicherweise ein gewagtes Unterfangen. Die heutigen Anfangsverzinsungen bieten jedoch einen attraktiven Einstiegspunkt für Investoren. Die Verzinsungen in allen festverzinslichen Sektoren liegen deutlich über den Tiefständen der letzten Jahre. So bieten globale Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating (BBB/Baa und höher) mit den aktuellen 4,51 % eine höhere Verzinsung als die 4,12 % der globalen Hochzinsanleihen während der jüngsten Tiefstände.


Höhere Erträge deuten auf potenziell höhere Erlöse auf den Anleihemärkten hin 

Die oben genannten Sektorrenditen beziehen sich auf den Bloomberg Global Aggregate Index, den Bloomberg Global Aggregate Corporate Index, den Bloomberg Global High Yield Index und eine Mischung aus 50% JPMorgan EMBI Global Diversified Index / 50% JPMorgan GBI-EM Global Diversified Index. Der betrachtete Zeitraum reicht von 2020 bis heute. Daten für Tiefststände von oben nach unten im Diagramm sind: 04.08.20, 31.12.20, 06.07.21 und 04.01.21. Quellen: Bloomberg, JPMorgan 

Zu den laufenden Renditen legen die historischen Daten höhere Gesamterträge für die nächsten Jahre nahe. Das heißt, dass Anleger in allen festverzinslichen Anlageklassen, wie Investment-Grade-, Hochzins- und Schwellenmarktanleihen, profitieren könnten. Diese höheren Erträge können im Laufe der Zeit ein größeres Polster für die Gesamtrendite bieten, selbst wenn die Kursbewegungen volatil bleiben. Tatsächlich könnte so ein größerer Teil des Ertragsbedarfs der Investoren mit traditionellen Rentenwerten gedeckt werden, als in den letzten Jahren.


In der Vergangenheit waren die langfristigen Erträge zu den laufenden Renditen hoch 

Renditen und Erträge zum 31.08.2022 in USD. Die Daten reichen für alle Sektoren bis ins Jahr 2000 zurück, mit Ausnahme von Schwellenländeranleihen, die bis 2003 zurückreichen. Basierend auf den durchschnittlichen monatlichen Renditen für jeden Sektor bei einer Spanne von +/- 0,30 % Yield-to-Worst. Die oben genannten Sektorrenditen beziehen sich auf den Bloomberg Global Aggregate Index, den Bloomberg Global Aggregate Corporate Index, den Bloomberg Global High Yield Index und eine Mischung aus 50% JPMorgan EMBI Global Diversified Index / 50% JPMorgan GBI-EM Global Diversified Index. Quellen: Capital Group, Bloomberg

Trotz der momentanen Volatilität bietet das breite Kredituniversum den Investoren zahlreiche Möglichkeiten, durch Bottom-up-Research und Titelauswahl in jedem der vier primären Kreditsektoren – Hochzinsanleihen, Investment-Grade-Anleihen, Schwellenmarktanleihen und verbriefte Schuldtitel (oder Schuldtitel, die durch Autokredite, Kreditkartenforderungen oder andere Vermögenswerte besichert sind) – Mehrwert zu schöpfen. Eine langfristige Perspektive und Ausgewogenheit können helfen, den Weg zu ebnen.


Vor allem Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating haben an Attraktivität gewonnen, da sich die Fundamentaldaten der Unternehmen weiter verbessern und die relative Verschuldung sowohl bei europäischen als auch bei US-amerikanischen Investment-Grade-Anleihen sinkt. Auch die Bewertungen erscheinen attraktiv, da die Verzinsungen von Investment-Grade-Unternehmensanleihen weltweit gestiegen sind, die Verzinsungen von Staatsanleihen zugenommen haben und die Spreads breiter geworden sind.


Die Fundamentaldaten der US-Hochzinsanleihen haben sich ebenfalls verbessert. Die Kreditqualität des Marktes hat sich mit einem höheren Anteil von Unternehmen mit BB-Rating und einem geringeren Anteil von Anleihen mit CCC-Rating verbessert, was den Markt möglicherweise widerstandsfähiger gegenüber einer Konjunkturabkühlung macht. Die Ausfälle sind derzeit sehr gering, und obwohl sie im Falle einer Rezession wieder zunehmen könnten, sind wir der Ansicht, dass das Renditepolster und eine aktive Titelauswahl die potenziellen Risiken ausgleichen können. Die Verzinsungen sind ebenfalls attraktiver geworden und haben sich von den niedrigen Niveaus des Jahres 2021 erholt. Da jedoch mit einer weiterhin hohen Volatilität und einer größeren Unsicherheit in der Wirtschaft zu rechnen ist, positionieren wir unsere Kreditportfolios defensiv und konzentrieren uns auf Fundamentaldaten und Bottom-up-Research.


Das Universum für Emerging-Market-Anleihen ist in den letzten Jahrzehnten gewachsen und diversifizierter geworden. Das macht die Assetklasse für mehr Investoren interessant. Die Emissionsvolumina sind ebenso gestiegen wie die Liquidität. Allerdings haben die steigende Inflation, die Abkühlung des globalen Wachstums, die straffere US-Geldpolitik und der steigende US-Dollar den Sektor belastet.


Der Russland-Ukraine-Konflikt hat im Vergleich zu anderen vergleichbar eingestuften Unternehmensanleihen aus Industrieländern für zusätzlichen Gegenwind gesorgt. Dennoch gibt es Grund, in Bezug auf die Zukunft der Schwellenländer optimistisch zu sein. Die derzeitigen Verzinsungsniveaus können eine weitere Volatilität erheblich abfedern.


Die Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern sind seit geraumer Zeit das am schnellsten wachsende Segment der EMD-Anlageklasse und machen inzwischen den größten Teil des Universums aus. Wir bevorzugen Lokalwährungsanleihen. Im Vergleich zu den Industrieländern sind die Zentralbanken der Schwellenländer bei der Straffung ihrer Geldpolitik wesentlich weiter fortgeschritten. Hinzu kommt, dass der Anstieg der Kerninflation in den Schwellenländern im Allgemeinen bescheidener ausfiel als in den Industrieländern. Aggressivere Zinserhöhungen in Verbindung mit einer gedämpfteren Inflation sprechen für ein gutes Wertpotenzial bei der EM-Duration. In den meisten dieser Märkte sind die Absicherungskosten hoch, so dass unser Durationsengagement hauptsächlich auf ungesicherter Basis erfolgt.


Viele Emerging Markets haben ihre Zinsen sehr stark angehoben 

Stand 30.06.2022. Quellen: Capital Group, Bloomberg, JPMorgan, Morningstar 

Insgesamt sind die Währungen der Schwellenländer nach wie vor unterbewertet, man muss jedoch vor allem bei der Beurteilung der Währungen der Rohstoffexportländer weiterhin wählerisch sein. Wir sehen die Rohstoffpreise nach wie vor konstruktiv, da die Versorgungsengpässe noch nicht behoben sind. In vielen Fällen haben sich die Versorgungsprobleme sogar verschlechtert, die globale Aktivität ist jedoch immer noch angemessen. Daher besteht weiterhin struktureller Rückenwind für die Rohstoffpreise.


Verbriefte Kredite können auch eine Vielzahl von Anlagemöglichkeiten in den Teilsektoren Asset-Backed, Gewerbeimmobilien, Non-Agency-Hypotheken und besicherte Leveraged Loans bieten. Viele der fundamentalen Antriebsfaktoren dieser Sektoren unterscheiden sich von denen der Unternehmens- und Staatsanleihen. Das bringt Vielfalt ins Portfolio.


Wir sehen derzeit ein gutes Wertpotenzial im SASB-Markt (Single-Asset Single-Borrower). Diese Nischeninvestitionen führen zu einer höheren Risikokonzentration als herkömmliche Commercial Mortgage Backed Securities (CMBS), der Markt besteht jedoch größtenteils aus sehr hochwertigen Immobilien und eignet sich für eine tiefgehende, objektspezifische Fundamentalanalyse. So erhalten Investoren Zugang zu bestimmten Vermögenswerten, die sie attraktiv finden. Dieser Sektor wird von vielen Marktteilnehmern nur unzureichend analysiert, was es unserem Analystenteam für verbriefte Kredite ermöglicht, zahlreiche fehlbewertete Anlagemöglichkeiten zu identifizieren.


Die Unsicherheit auf den Märkten wird auf absehbare Zeit anhalten, und das Investitionsumfeld wird für Investoren weltweit eine Herausforderung darstellen. Aktiven Managern mit starken Research-Kapazitäten wird es jedoch weiterhin möglich sein, diesen Gegenwind zu bewältigen, und die Allokation in festverzinsliche Anlagen wird wichtiger sein denn je.


 



Mike Gitlin wird am 24. Oktober 2023 President und Chief Executive Officer der Capital Group sowie Vorsitzender des Verwaltungsausschusses. Mike Gitlin startete bei Capital im Jahr 2015 als Head of Fixed Income. Er hat 29 Jahre Investmenterfahrung. Er hat einen Bachelor-Abschluss der Colgate University.


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