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Marktvolatilität
Schlaglicht: Wie der Zusammenbruch der SVB die Pläne der Fed verändert
Tim Ng
Portfoliomanager für festverzinsliche Anlagen

Weil die Märkte nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und anderen Vorkommnissen volatiler wurden, haben uns Kunden gefragt, wie wir die künftige Geldpolitik einschätzen. Im Folgenden finden Sie dazu ein kurzes Interview mit Portfoliomanager Tim Ng.


Wie schätzen Sie angesichts der Zusammenbrüche einiger Regionalbanken und der Probleme im Bankensystem die gesamtwirtschaftliche Lage ein, und was erwarten Sie von der Geldpolitik?


Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank hatte unterschiedliche Gründe. Viele davon waren wohl unternehmensspezifisch. Aber auch die gesamtwirtschaftlichen Folgen der strafferen Finanzbedingungen haben ihren Teil dazu beigetragen. Sie wiederum waren auf den Zinserhöhungszyklus der US Federal Reserve zurückzuführen, einen der stärksten und schnellsten seit Jahrzehnten.


Auch in Europa gibt es Probleme. Die Lage der Crédit Suisse wirft Fragen auf. Zurzeit ist noch vieles im Fluss, aber vermutlich werden noch straffere Finanzbedingungen die Folge sein, zumal die Banken weniger Kredite vergeben und die Aufsichtsbehörden strenger prüfen. Ceteris paribus wird das aus meiner Sicht die Konjunktur belasten. Das Risiko einer Rezession ist gestiegen.


Was bedeutet dies für die Geldpolitik der Federal Reserve, vor allem für die Zinsen?


Der Zinserhöhungsspielraum der Fed hat sich nach den jüngsten Ereignissen im Bankensektor erheblich verkleinert. Noch vor ein paar Wochen haben die Märkte mit mehr Zinsschritten und einem höheren Maximalzins gerechnet. Ich gehe nicht davon aus, dass die Zentralbank ihr bisheriges Tempo beibehält. Aber ich denke schon, dass sie an einer straffen Geldpolitik festhalten wird, solange sich die Konjunkturaussichten nicht wesentlich verschlechtern.


Die Inflation liegt noch immer deutlich über dem Zielwert der Fed, und wie die jüngsten Daten zeigen, sind die Arbeitsmärkte nach wie vor eng. Auch der Konsum zeigt keine Schwäche. Dies alles berücksichtigend gehe ich davon aus, dass die Fed ihr Zinserhöhungstempo in den nächsten Monaten zügeln und vorsichtiger agieren wird. Für die nächste Sitzung am 22. März erwarte ich eine Anhebung der Fed Funds Rate um 25 Basispunkte auf eine Zielspanne von 4,75%–5,0%. Danach dürfte sie ihre Entscheidungen von den Daten und der Lage am Finanzmarkt abhängig machen. Aus meiner Sicht ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass die Federal Funds Rate in den nächsten Monaten ihren Höhepunkt erreichen wird.


Glauben Sie, dass die Fed ihre Zinsen noch in diesem Jahr senken wird?


Meiner Meinung nach liegt die Wahrscheinlichkeit von Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte bei 50%. Die Lage der Fed wird immer schwieriger. Die Inflation will nicht weichen, und zugleich steigen die Risiken für Konjunktur und Finanzmarktstabilität. Ich denke, dass die SVB das erste Opfer der strafferen Geldpolitik ist, und fürchte, dass weitere folgen werden, weil sich die Fed weiter auf die Senkung der Inflation konzentriert.



Tim Ng ist ein Portfoliomanager für festverzinsliche Wertpapiere mit 15 Jahren Branchenerfahrung. Er erwarb einen Bachelor-Abschluss mit Auszeichnung in Informatik an der University of Waterloo, Ontario.


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