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Investmentperspektiven der Capital Group

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Vier Gründe, warum die US-Schulden nicht außer Kontrolle geraten dürften
Darrell Spence
Volkswirt
Greg Garrett
Direktor für festverzinsliche Anlagen
Im Überblick
  • Durch die COVID-19-Pandemie sind die Staatsschulden weltweit schneller gestiegen, nicht nur in den USA.
  • Solange die nominalen Finanzierungszinsen niedriger sind als das nominale Wachstum der Gesamtwirtschaft, kann eine Aufwärtsspirale vermieden werden. In den USA ist dies zurzeit der Fall.
  • Nach traditionellen Analysen sind die Schulden so lange tragfähig, wie die Finanzierungskosten niedriger sind als das Wirtschaftswachstum, aber das gilt nicht immer.
  • Kürzlich ist die Fed zu einem flexiblen durchschnittlichen Inflationsziel übergegangen und will weiterhin unvermindert Wertpapiere kaufen. Dadurch dürften das BIP stärker steigen und die Zinsen niedrig bleiben – eine Dynamik, die die Staatsschulden tragfähiger macht.

Ist der Anstieg der US-Schulden vertretbar, oder wird er außer Kontrolle geraten?


Diese Frage stellen sich viele. Die US-Staatsschulden steigen stark, und die derzeitigen Aussagen von Geld- und Fiskalpolitik legen nahe, dass das so bleibt. Vor Kurzem wurde ein Pandemie-Hilfspaket in Höhe von 1,9 Billionen US-Dollar verabschiedet. Auch deshalb ist das Haushaltsdefizit auf 18,6% des Bruttoinlandsprodukts (im gleitenden 12-Monats-Durchschnitt) gestiegen, den höchsten Stand seit 1945. Zweifellos werden dadurch die US-Staatsschulden  über das Niveau im Zweiten Weltkrieg steigen. Damals lagen sie in der Spitze bei 106% des BIP.


Die Pandemie und ihre Folgen sind ein Schwarzer Schwan, aber ob und wann diese Schulden zum Problem werden, hängt von vielen Faktoren ab. Aus unserer Sicht werden die Staatsschulden in absehbarer Zeit beherrschbar bleiben, und zwar aus vier Gründen.


Steigende Schulden: US-Schuldenstandsquote (Schulden/BIP)1


1. Die Zinsen sind niedriger als das BIP-Wachstum


Viele Volkwirte meinen, dass Schuldenkrisen ab einer Schuldenstandsquote (Schulden/BIP) von über 100% drohen. Ab diesem Niveau kann selbst dann eine Schuldenspirale entstehen, wenn das Defizit nicht weiter steigt. Italien und Griechenland sind die jüngsten Beispiele für eine solche Entwicklung. Zurzeit überschreiten die US-Schulden die 100-Prozent-Grenze.


Aber die Theorie dieser Aufwärtsspirale gilt nur dann, wenn die Zinsen eines Landes höher sind als seine Wachstumsrate. Solange die nominalen Finanzierungszinsen niedriger sind als das nominale Wachstum der Gesamtwirtschaft, kann eine Aufwärtsspirale vermieden werden. Und genau das ist zurzeit in den USA der Fall und dürfte auch auf absehbare Zeit so bleiben


Seit den 1960er-Jahren waren die nominalen Zinsen meist niedriger als das nominale Wachstum. Aber dieses Verhältnis schwankt. In den 1960er-Jahren war das Wachstum durchweg höher als die Renditen 10-jähriger US-Treasuries. In den 1980ern und bis in die 1990er hinein war es umgekehrt, weil die Zinsen aufgrund der Inflation deutlich stiegen.


In den 2000er-Jahren kehrte sich das Verhältnis erneut um, aber der Abstand verringerte sich. Das nominale Wachstum war niedriger, und der Anteil der Schulden am BIP höher. Das größte Risiko ist derzeit also möglicherweise ein anhaltender Inflationsanstieg, durch den die Zinsen deutlich über die BIPWachstumsrate steigen.


Unterstützung der US-Schulden: BIP-Wachstum und Zinsen2


 


Frühere Krisen haben zwar gezeigt, dass es ab einer Schuldenstandsquote von 100% problematisch wird, aber es gibt Ausnahmen. Japan ist das berühmteste Beispiel. Dem Land kam zugute, dass die Gläubiger größerer Teile der Staatsschulden eine relative kleine Gruppe von Investoren waren: große Banken, Pensionsfonds, die Post und andere institutionelle Investoren.


 


1. Quelle: Congressional Budget Office, Stand 4. März 2021. Umlaufende Staatsschulden (Federal Debt held by the Public). Langfristige Prognosen ohne Berücksichtigung des American Rescue Plan Act of 2021 und unter der Annahme, dass sich die derzeitigen Gesetze zu USStaatseinnahmen und -ausgaben nicht ändern.


2. Quellen: Bureau of Economic Analysis, Federal Reserve, Refinitiv Datastream. Stand 31. März 2021. Die Abbildung zeigt die Differenz zwischen dem Anstieg des nominalen BIP zum Vorjahr und der nominalen Rendite 10-jähriger US-Treasuries auf Basis von Quartalsdaten seit dem 1. Quartal 1962.


 


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Darrell Spence ist Volkswirt bei der Capital Group. Er verfügt über 29 Jahre Erfahrung in der Investmentbranche, die er alle bei der Capital Group verbrachte. Er hat einen BA (Honors) in Volkswirtschaft vom Occidental College und cum laude abgeschlossen. Außerdem ist er Chartered Financial Analyst® sowie Mitglied der National Association for Business Economics. Darrell arbeitet in Los Angeles.

Greg Garrett ist Fixed Income Investment Director bei Capital Group. Er verfügt über 33 Jahre Erfahrung in der Investmentbranche und ist seit 19 Jahren bei Capital Group tätig. Er hat einen Bachelor-Abschluss in Finanzen von der University of Arizona. Greg ist in New York ansässig.


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